Sehschule
Ursprünglich wurde die Orthoptik als Training der Augenmuskeln beim Schielen entwickelt. Daher stammt der umgangssprachliche Ausdruck „Sehschule“.
Die Sehschule ist eine eigene Abteilung innerhalb der augenärztlichen Praxis. In enger Zusammenarbeit zwischen Frau Dr. Grunert und der Orthoptistin werden Bewegungsstörungen und Sehschwächen beider Augen (wie z. B. Schielen, Augenmuskellähmungen oder andere Sehbeeinträchtigungen) diagnostiziert und in der Praxis behandelt.
Diagnosen
Schwachsichtigkeit
Eine wichtige Aufgabe der Orthoptik ist die Früherkennung von Schwachsichtigkeit (Amblyopie) bei Kindern, die sonst oft unbemerkt bleibt, vor allem wenn sie einseitig ist. Die Amblyopie kann im Kindesalter sehr effizient behandelt werden. Je früher ein Schielen oder eine Sehschwäche – auch nur eines Auges – erkannt wird, desto besser und erfolgreicher sind die Behandlungsmöglichkeiten. Fehlentwicklungen und Dauerschäden lassen sich bei früher Diagnostik meistens vermeiden.
Caterna Sehschulung
Die Caterna Sehschulung ist eine innovative Online-Therapie, die als Ergänzung zum Abkleben des gesunden Auges bei Amblyopie zum Einsatz kommt.
Im Rahmen einer 90-tägigen Therapie übt das Kind zuhause am Computer täglich ca. 30 – 45 Minuten. Während das Kind online am Computer spielt, werden im Hintergrund der transparenten Computerspiele Wellenmuster angezeigt, die zu einer aktiven visuellen Stimulation des geschwächten Auges führen. Da die Online-Spiele Spaß machen und die Aufmerksamkeit binden, werden die Kinder gleichzeitig für das Abkleben des gesunden Auges (Okklusion) motiviert, so dass die Bereitschaft zur Mitwirkung bei der Behandlung wächst.
Mit den Online-Sehübungen von Caterna können nachweislich deutliche Visusverbesserungen erzielt werden.
Winkelfehlsichtigkeit
Heutzutage leiden Kinder zunehmend unter Konzentrationsstörungen und ADHS. Dabei wird immer häufiger die Diagnose Winkelfehlsichtigkeit durch Optiker gestellt und Prismengläser verordnet. Nur selten handelt es sich um eine „echte“ Winkelfehlsichtigkeit, bei der eine Prismenbrille bzw. eine Operation notwendig ist. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit dem Thema, und unsere Orthoptistin hat ein großes Erfahrungsspektrum. Eine Diagnose sollte dem Arzt vorbehalten bleiben.
Die orthoptische Diagnostik umfasst die Prüfung der Sehschärfe und der Fixation, falls vorhanden die Art des Schielens, die Größe des Schielwinkels, die Prüfung des beidäugigen und räumlichen Sehens und das Ausmaß der Beweglichkeit der Augen (Motilität). Da die Untersuchung spielerisch abläuft, haben die meisten Kinder Spaß bei der Überprüfung. Geduld und Zeit für Sie und Ihr Kind sind dabei selbstverständlich.
Kurzsichtigkeit bei Kindern
Wenn Kinder in der Ferne nicht scharf sehen, sie daher möglicherweise in der Schule das Geschriebene an der Tafel nicht erkennen können oder beim Spielen eingeschränkt sind, liegt wahrscheinlich Kurzsichtigkeit (Myopie) vor. Durch die fortschreitende Digitalisierung des Lebens, die Kinder verstärkt am Computer lesen oder lernen lässt und die Nutzung anderer digitaler Geräte fördert, wird die Kurzsichtigkeit voraussichtlich zunehmen.
Die Myopie tritt dann auf, wenn das Auge zu schnell wächst und zu lang wird. Die Lichtstrahlen werden dann vor anstatt auf der Netzhaut gebündelt. Kurzsichtige sehen entfernte Objekte undeutlich oder verschwommen, während sie in der Nähe scharf sehen können.
Wird bei einem Kind Kurzsichtigkeit festgestellt, ist eine frühzeitige Korrektur erforderlich, um das Kind vor einer bleibenden Beeinträchtigung des Sehens zu schützen.
Miyosmart Brillengläser
Eine Behandlungsmöglichkeit der Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen sind speziell angepasste Brillengläser. Hierbei stellen Miyosmart-Brillengläser eine effektive, aktuelle und innovative Lösung dar, um einerseits die Kurzsichtigkeit zu korrigieren und andererseits das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen.
Das Besondere der Miyosmart-Brillengläser liegt darin, dass in der zentralen Zone die Kurzsichtigkeit wie bei einem normalen Einstärkenglas korrigiert wird. An den Rändern, also im äußeren Bereich des Sehfeldes, erfolgt über winzige Segmente mit positiver Dioptrienzahl eine andere Sehstärkenkorrektur, wodurch das Augenlängenwachstum nicht verstärkt angeregt und somit eine Verlangsamung der Myopieprogression erreicht wird.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass durch Miyosmart-Brillengläser in einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit um ca. 60 Prozent verlangsamt werden konnte.
Die besondere Beschaffenheit der Miyosmart-Gläser ist nur bei näherer Betrachtung zu sehen und für Außenstehende optisch nicht erkennbar.
Atropin-Therapie
Um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit aufzuhalten, hat sich eine Therapie mit Atropin-Augentropfen als höchst wirksam erwiesen. Dass Atropin, das aus der Tollkirsche gewonnen wird, Kurzsichtigkeit aufhalten kann, ist seit langem bekannt. Niedrig dosierte Atropin-Tropfen sind dabei weitgehend nebenwirkungsfrei. Leichte Blendungsempfindlichkeit oder Nahsichtstörung bilden sich nach Absetzen der Tropfen vollständig zurück, so dass keine Schädigung auftritt.
Die Atropin-Therapie kommt für Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren in Betracht, wenn bei ihnen die Kurzsichtigkeit pro Jahr um mindestens eine halbe Dioptrie zunimmt. Vor dem Zubettgehen geben die Eltern abends einen Tropfen in jedes Auge. Unwillkürliches Blinzeln hilft, den Wirkstoff gut zu verteilen. Nach zwei Jahren Therapiedauer entscheidet der Augenarzt über das Fortsetzen der Behandlung.
Orthoptische Untersuchungen
Wann ist eine orthoptische Untersuchung notwendig?
Wichtig und dringend zu empfehlen sind orthoptische Untersuchungen bei:
- allen Kindern im 2. Lebensjahr
- Verdacht auf latentes Schielen
- Sehstörungen, beispielsweise beim Lesen oder am Bildschirm
- Konzentrationsstörungen
- Winkelfehlsichtigkeit
- Sehbehinderungen
- Sehstörungen durch angeborene oder erworbene Hirnschädigung (visuelle Wahrnehmungsstörungen, Legasthenie, Schlaganfall)
Therapiemaßnahmen
der Orthoptik
Die Therapiemaßnahmen der Orthoptik umfassen vor allem die Beratung hinsichtlich möglicher Behandlungen sowie deren Planung, Durchführung und Überwachung. Dies sind u.a.:
- Abklären bzw. Ausschluss einer Winkelfehlsichtigkeit
- Anpassung einer Brille
- Verordnung einer Prismenbrille
- Zukleben des » stärkeren « Auges (zum Training des schwächeren Auges, so genannte Okklusionstherapie)
- Ausgleichen des Schielwinkels mit Hilfe von Brillengläsern (eingeschliffenen Prismen)
- Ausgleichen von Doppelbildwahrnehmungen
- Anwendung von Augentropfen zur Ermittlung des wahren Brechkraftfehlers (Cycloplegie)
- Vor- und Nachbehandlung bei Schieloperationen